OP30
Neubau hinter einem Renaissance-Haus, 2010
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Vor Weihnachten 2009 kontaktierte mich ein Bauherrenpaar. Sie wohnen derzeit in einem Renaissance- Haus von 1640, schön aber beengt und wollen gut 100 Meter dahinter, bergauf, neu bauen. Ein paar andere Architekten hatten sich schon daran versucht und durchwegs Aktuelles in Kistenform vorgeschlagen. Als ich das gewünschte Raumprogramm aufgenommen hatte und vor allem den Bauplatz gesehen hatte - Bauplatz ist stark untertrieben, denn es handelt sich um ein ganzes Tal, mit Wiesen, Schafpferchen und Wald, dachte ich mir, das ist der letzten Landlord der Gegend. Das ist mein Prinz Charles und sie meine Camilla und denen baue ich ein „Highgrove“, sprich eine englische Herrschaft. Ich nahm dann den Standpunkt ein, dass die halbe Zeitspanne zwischen 1600 und 2000 bei 1800 liegt und entwarf ein Haus im Sinne der Klassik dieser Epoche mit Zimmerfluchten, Doppeltüren, elegantem Stiegenhaus und schönen Terrassen, von welchen aus man am Altbau und am Martinsturm vorbei auf den See blicken kann. Neujahr 2010 legte ich den Plan vor. Die Bauherren waren verblüfft, die Sache gefalle ihnen sehr gut, aber sie stellen sich die Frage, ob man so etwas heute überhaupt noch bauen dürfe. Klar doch! Ich lieferte die Bau- und Detailpläne. Wie vereinbart, wurde dann die geschäftliche und technische Bauleitung einem darauf spezialisierten Büro übergeben. Von dieser Seite wurden dann über ein Jahr hinweg, ohne mich zu kontaktieren, frohen Mutes und nach eigenem Gutdünken zahlreiche Abweichungen von meinen Plänen vorgenommen.
Letztlich kamen die Bauherren auf die gute Idee, mich erneut beizuziehen und ich versuchte die Sache so gut es ging wieder in Ordnung zu bringen.